Das Ziel ist immer der Sieg
Dessau –
Dessau ist derzeit eine Stadt im Zeichen des Kampfsport. Zwei Wochen nach der SES-Box-Gala in der Anhalt-Arena steigt am Samstagabend, 1. Dezember, ab 19 Uhr im Glaspalast die achte Auflage der Dessauer Boxnacht. Janet Leine hat sich für die MZ im Vorfeld mit dem Internationalen Deutschen Meister im K1 Patrick Schmidt und K1-Kämpfer Martin Rechner vom PSV Dessau unterhalten.
Patrick Schmidt, im Vorjahr haben Sie sich den Titel geholt, diesmal wollen Sie ihn verteidigen. Macht das im Kopf einen Unterschied? Haben Sie sich anders vorbereitet?
Schmidt: Im Kopf ist eigentlich nichts anders. Das Ziel ist immer der Sieg, ob nun verteidigen oder Angriff auf den Titel. Anders vorbereitet habe ich mich aber. Wir sind weggegangen von unserer normalen Linie, haben Sachen wie Treppen- oder Stadionläufe eingeschoben und waren Schwimmen. Das war wichtig, um richtig Hunger zu bekommen.
Martin Rechner, Sie treffen am Sonnabend wie im Vorjahr auf Kenan Jahic. Ist das ein Vorteil oder glauben Sie, Ihr Gegner hat diesmal etwas anders gemacht?
Rechner: Ob er sich anders vorbereitet hat, kann ich nur spekulieren. Und in meinen Augen macht es wenig Sinn, sich auf Vermutungen zu stützen. Ein Vorteil meinerseits ist, dass ich weiß, dass er wie eine Krake mit langen Gliedmaßen ist. Der Reichweiten-Vorteil ist bei ihm. Was für mich heißt, ich muss nah am Mann arbeiten.
Inwiefern beschäftigen Sie sich vorher mit dem Gegner?
Schmidt: Naja, man bekommt einen Namen und dann geht die Suche nach Videomaterial los. Ich schaue, welche Auslage er hat, wo man arbeiten kann, was er für Fehler macht. Man darf sich darauf natürlich nicht versteifen. Man muss immer variabel sein.
Wo liegt während der sechswöchigen Vorbereitung der mentale Fokus? Und wann beginnt der Tunnelblick?
Schmidt: Man versucht, Fehler auszumerzen und denkt sich im Kopf eine Linie aus, wie der Kampf verlaufen sollte. Am Kampftag selber fängt der Tunnelblick bei mir spät an, so 30 bis 45 Minuten vor dem Kampf. Im Ring höre ich nur noch die Stimmen meines Trainers und des Betreuers Marco Lorenz.
Rechner: Der Fokus beginnt bei mir Anfang des Trainings und endet mit der letzten Einheit an einem Tag. Wenn ich zum Training gehe, bin ich im Trainingsmodus, genauso schnell kann ich mich im Anschluss aber auch wieder anderen Dingen widmen.
Ihr Trainer Enrico Schnurre geht davon aus, dass er Sie auf den Punkt fit bekommt. Wie fühlen Sie sich gerade?
Rechner: Ich fühle mich ganz in Ordnung, aber nicht unbedingt wie ein Superheld.
Schmidt: Ich fühle mich gut und gehe zusätzlich noch zur Physiotherapie, das macht mich beweglicher. Das fällt auch dem Trainer und Sparringpartner auf. Ich bin topfit.
Was schätzen Sie momentan an den Einheiten und was kann nach der Boxnacht ruhig runter gefahren werden?
Schmidt: Ich schätze vor allem das Pratzen-Training. Das ist gut, auch, weil der Trainer mir meine Fehler offenbart. Dann weiß ich, da muss ich etwas machen. Worauf ich nach der Boxnacht sicher verzichten werde, ist das übermäßige Konditionstraining.
Rechner: Ich schätze die Individualität. Enrico feilt sehr gezielt an uns. Nach der Boxnacht ist erst einmal Pause. Was schwer fällt, aber man muss auch mal runterkommen und entspannen.
Die Vorbereitung ist mit vielen Entbehrungen verbunden. Was vermissen Sie im Privaten momentan am meisten?
Schmidt: Die freie Zeit auch frei zu nutzen. Ich habe eine Partnerin und einen Hund. Und gerade sie müssen zurückstecken.
Rechner: In der Vorbereitung gilt es ja, das Kampfgewicht zu erreichen. Ich freue mich also, wieder unbefangen essen zu können. Und auch gemütliche Momente mit meiner Freundin fehlen mir.
Wie werden Sie den Sonntag verbringen?
Schmidt: Entspannt mit Familie und Freunden. Ich denke, meine Mutter wird mich wieder beköstigen. (lacht)
Rechner: Den Sonntag werde ich mit meiner Familie verbringen, es ist ja auch erster Advent.
Vor der Ruhe kommt aber der Sturm. Wie läuft die Boxnacht für Sie ab?
Schmidt: Wenn möglich, versuche ich für mich zu sein. Ich werde entspannt aufstehen, Erledigungen machen. Dann gibt es ein Bad und es wird noch einmal geschlafen. Auch die Ernährung ist im Vorfeld wichtig. Ich kann zwar frei essen, was aber nicht heißt, dass ich mich vollstopfe.
Rechner: Der Samstag beginnt für mich wie jeder Tag, als Familienvater. Eigentlich ist alles wie immer. Nur, dass ich mich dann eben abends ein, zwei Stunden vor dem Kampf etwas zurücknehme und den Kopf ausschalte, um mich mental vorzubereiten.